Mit Peter Szigeti unterwegs im Weingarten
„Der beste Sekt entsteht im Weingarten“ ist die Überzeugung von Peter Szigeti. In seiner Sektkellerei in Gols erzeugt er seit mehr als 30 Jahren Premium Sparklings, die alljährlich internationale Auszeichnungen gewinnen. Wir begleiten den engagierten Unternehmer heute beim Gang durch einen Weingarten am Neusiedler See und erfahren mehr über die dort wachsenden Rebstöcke.
Rund um den Neusiedler See werden 7.649 Hektar Rebfläche in mehreren Weinbaugebieten gepflegt. Das pannonische Klima versorgt die Weingärten mit reichlich Sonne und hoher Luftfeuchtigkeit; die sehr unterschiedlichen Böden ermöglichen den Anbau verschiedenster Rebsorten. Aber woraus besteht ein Weinstock eigentlich, was sind die Aufgaben der einzelnen Teile und worauf muss der Winzer achten, wenn er frischen Grundwein für die Versektung erzeugen will? Peter Szigeti führt uns durch sein Wein-Universum.
Hallo Peter, kannst du uns erzählen, warum der Besuch der Weingärten für dich wichtig ist?
Nur ausgezeichneter Wein, der bestimmten Kriterien entspricht, eignet sich für die Versektung. Deshalb lege ich mit dem Winzer die Ertragsmengen fest, spreche über die Rebpflege, den besten Erntezeitpunkt und vieles mehr. Das jährlich etwas andere Klima bestimmt viele Maßnahmen und Vorgänge im Weingarten. Wir müssen da sehr flexibel bleiben und trotzdem einen Masterplan für den Jahrgang haben. Beim Gang durch die Rebzeilen prüfen wir, wie weit unser Plan mit dem aktuellen Ergebnis abgestimmt, was geändert oder neu gedacht werden muss. Das Wetter bzw. die Natur gibt uns vor, wie wir agieren können und reagieren müssen.
Kannst du uns einen Weinstock im Detail beschreiben?
Gerne! Wie du siehst, besteht der Weinstock aus dem verholzten Stamm eines Edelreises, der auf einer reblausresistenten Unterlagsrebe wächst. Was du nicht sehen kannst, ist der weit in die Tiefe des Bodens reichende Wurzelstock mit Fuß- und Seitenwurzeln, die stark verästelt sind. Die Wurzeln transportieren Wasser und Nährstoffe in den Weinstock. Vom Stock weg führen die Reben (auch Ranken genannt), wobei der Winzer festlegt, wie viele das sein sollen. Für die Erzeugung von hochwertigem Wein werden meist ein bis zwei Reben ausgewählt, aber das ist nach Gebiet, Sorte und Ertragswunsch unterschiedlich.
An den Reben wachsen die Blätter und Trauben. Die Blätter sind das Energiekraftwerk des Weinstocks. Sie produzieren durch Photosynthese bei Sonneneinstrahlung aus Kohlendioxid und Wasser Verbindungen wie Zucker und Sauerstoff. Die Pflanze braucht den Zucker zum Wachstum von Weinstock und Trauben. Der Zucker wird vom Blatt ins Holz und in die Weinbeeren transportiert und dort eingelagert. Du merkst also, wie wichtig viele Sonnenstunden sind!
Die Weintrauben kannst du hier schon sehen. Sie sind die Fruchtstände der Weinreben. Eine Weintraube besteht aus einzelnen Beeren, die je nach Sorte unterschiedlich gefärbt sind. Wir stehen hier in einem Weingarten, in dem Chardonnay angebaut wird. Die Beeren sind mittelgroß und grüngelb bis bernsteinfarben, rund bis leicht oval, dünnschalig, mit weichem Beerenfleisch. Geerntet wird im September und/oder Oktober, je nach Witterung. Würden wir jetzt in einen Weingarten mit einer anderen Sorte gehen, könntest du den Unterschied an den Trauben und Blättern sehen.
Wie groß wird ein Weinstock?
Würde man einen Weinstock ohne Schneiden wachsen lassen, wäre der zwischen eineinhalb und drei Meter hoch, manche Sorten würden noch höher wachsen. Im Weingarten wollen wir erreichen, dass Qualität und Quantität optimal sind, außerdem wird eine bestimmte Erntehöhe gewünscht. Deshalb werden die Triebe an Drähte gebunden und die Stöcke nach oben hin beschnitten. Wie mächtig ein Weinstock werden kann, zeigt „The Great Vine“ im Hampton Court Palace bei London. Der Weinstock, der 1768 gepflanzt wurde, hat 33 Meter lange Reben, der Stamm misst im Umfang drei Meter. Noch heute trägt dieser Megaweinstock im Jahr mehr als 300 Kilogramm Trauben. Wir rechnen mit 1,5 bis 2,5 Kilogramm Trauben pro Rebstock – diese Erntemenge lässt sich planen und hat maßgeblichen Einfluss auf die Weinqualität.
Wie alt werden Rebstöcke?
Erreicht ein Weingarten ein Alter von 30 bis 40 Jahren, sprechen wir von alten Reben. Rebstöcke können allerdings bis zu 100 Jahre alt werden. Der älteste Rebstock der Welt ist angeblich mehr als 450 Jahre alt. Im Weinbau macht das aber keinen Sinn, da mit zunehmendem Alter der Ertrag sinkt. Eine erste Ernte ist ab dem dritten Jahr möglich, bis zum 20. Jahr trägt der Weinstock reichlich. Danach nimmt die Fruchtbarkeit ab, der Geschmack der Trauben aber oftmals zu. Wann der Weinstock somit in seinen „besten Jahren“ ist, hängt also davon ab, welche Qualität und Menge der Winzer produzieren will.
Wie muss frischer Grundwein für die Versektung sein?
Wichtig ist, dass der Alkoholgehalt unter 12 Volumsprozent liegt. Der pH-Wert, das heißt die Wasserstoffkonzentration, muss niedriger sein als 3,25 und der Schwefeldioxid-Wert darf 20 mg nicht überschreiben. Zudem muss der Charakter des Grundweins frisch, fruchtig und mit guter Säure versehen sein. Wir informieren unsere Winzerpartner über die erforderlichen Parameter und unterstützen sie bei der Planung. Denn wie gesagt: Der beste Sekt entsteht im Weingarten!
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