Alles was Sie über die Weinlese wissen müssen

Mit dem Beginn des Monats September startet im Burgenland die Weinlese. Den richtigen Lesezeitpunkt bestimmt der Winzer mit Fingerspitzengefühl und seiner reichen Erfahrung aus vielen Jahren. Wie das geht und was rund um die Weinernte zu beachten ist, erklärt uns heute Sektkellereibesitzer Peter Szigeti aus Gols.

„Der beste Wein entsteht im Weingarten“, betont Peter Szigeti immer wieder. Deshalb ist er auch zu jeder Jahreszeit mit seinen Winzerpartnern in den Lagen am Neusiedlersee unterwegs. Anfang September zeigt sich, was Planung und Pflege jedes einzelnen Rebstocks gebracht haben und welche Auswirkungen das Wetter hatte. Sind die Trauben erntereif? Welche Menge und Weinqualität lassen sich erwarten? Unter der noch recht warmen Septembersonne ist die knisternde Spannung jetzt förmlich zu greifen.

Hallo Peter, wann und wo wird Wein gelesen?

Zunächst einmal ist es interessant zu wissen, dass in den Weinbaugebieten in Österreich von rund 11.000 Winzern während der letzten Jahre durchschnittlich 2,4 Millionen Hektoliter Wein erzeugt wurden. Man kann sich vorstellen, dass je nach Lage und geografischen Voraussetzungen der Lesezeitpunkt um Tage oder auch Wochen variiert. Trotzdem kann man sagen, dass die Hauptlesezeit zwischen Mitte September und Anfang Oktober liegt. Am Neusiedlersee wird oft schon ab Anfang September gelesen, je nach Wetterverlauf im Jahr.

Wovon hängt der Lesezeitpunkt ab?

Wann gestartet wird, entscheidet jeder Winzer selbst. Bestimmende Faktoren sind die Witterung der vorangegangenen Monate, der Zuckergrad der Trauben und die Rebsorte. Frische, säurereiche Weißweine erfordern einen sehr exakten Lesezeitpunkt. Bei Rotweintrauben, die dichte und gehaltvolle Weine ergeben sollen, ist der Zeitpunkt ein anderer. Wird zu früh gelesen, wird man bitteren, sauren Wein erhalten. Wird zu spät gelesen, haben die Beeren schon deutlich an Säure verloren und zu viel Fruchtzucker ausgebildet. Der Wein wird entsprechend zu alkoholisch und säurearm. „Just in time“ zu lesen, ist für Winzer also absolut essenziell.

Wie bestimmt der Winzer den perfekten Zeitpunkt für die Lese?

Zunächst mit seinen Sinnen. Man bricht einige Beeren auf und schaut erst einmal, welche Farbe die Kerne haben. Sie sollen nicht mehr grün, sondern schon braun sein. Dann kostet man die Kerne, diese sollen nicht mehr bitter schmecken. Außerdem muss sich die Schale leicht vom Beerenfleisch abziehen lassen. Ist der Geschmack von Beerensaft und Beerenfleisch angenehm süß, ist das ein gutes Zeichen. Nach der sensorischen Prüfung kommt auf jeden Fall das Refraktometer zum Einsatz, um den Zuckergehalt genau zu bestimmen. Dieser wird in Grad Klosterneuburger Mostwaage angezeigt. Schmecken die Beeren reif und stimmt das Mostgewicht, kann es mit der Weinlese losgehen.

Was bedeutet Grad Klosterneuburger Mostwaage?

Nun, der Zuckergehalt der Traube gibt Aufschluss über die Lesequalität und damit über die zu erwartende Weinqualität und den Alkoholgehalt. Entwickelt wurde die Bestimmung mittels Klosterneuburger Mostwaage Ende des 19. Jahrhunderts von Freiherr von Babo. Dieser war damals Direktor der Weinbauschule in Klosterneuburg. Davor gab es schon das Saccharometer, das – wie der Name schon sagt – auch zur Bestimmung des Zuckergehalts diente. Das Gerät, das heute verwendet wird, heißt Refraktometer. Im Weingarten hat der Winzer ein Handrefraktometer dabei, das etwa so groß ist wie eine Taschenlampe. Auf das Glasprisma wird Beerensaft aufgetragen, danach wird dieses mit einer Klappe verschlossen. Durch die Art der Lichtbrechung wird die Konzentration an Zucker auf einer Skala sichtbar. Der im Saft enthaltene Zucker wird in Grad KMW angegeben.

Was ist der Unterschied zwischen KMW, Oechsle und Baumé?

Alle drei Verfahren sind dazu da, um den Zuckergehalt im Traubensaft zu bestimmen. In Österreich, Italien, Ungarn, der Slowakei und in den Balkanstaaten wird zumeist in Klosterneuburger Mostwaage (°KMW) gerechnet. In Deutschland, der Schweiz und Luxemburg wird der Zucker in Grad Oechsle (°Oe) angegeben. Frankreich, Portugal und Spanien verwenden Grad Baumé (°Bé). Angegeben wird immer, wieviel Gramm Zucker pro 100 Milliliter Saft enthalten sind. Aus dem Zuckeranteil lässt sich auch grob der zu erwartende Alkoholgehalt in Volumenprozent (Vol.-%) errechnen. Will man °KMW in °Oe umrechnen, gibt es eine Formel: (0,022 x °KMW + 4,54) x °KMW = °Oe. Ein Beispiel: 14,0 °KMW sind 68,0 °Oe. Das klingt komplizierter, als es ist.

Was ist eigentlich die Handlese?

Handlese bedeutet, dass tatsächlich jede einzelne Traube von Hand mit einer scharfen Rebschere vom Stock getrennt wird. Bei hochwertigen Weinen ist die Handlese vorgeschrieben. Der Vorteil ist, dass reife und unreife Trauben erkannt und getrennt werden, auch werden die Trauben nicht gequetscht, eine vorzeitige Gärung durch wilde Hefen also vermieden. Es kommt oft vor, dass ein Weingarten mehrmals gelesen wird, um die Trauben immer im optimalen Zustand zu ernten. Bei der Handlese werden die Trauben in Körbe oder Kisten gelegt, um das Lesegut zu schonen. Die Trauben für Wein, der in Österreich zur Versektung vorgesehen ist, müssen für die Qualitätsstufen Sekt Austria Reserve g.U. und Sekt Austria Große Reserve g.U. von Hand gelesen werden.

Sekt Austria – die österreichische Qualitätspyramide

Sie möchten noch mehr über die Weinlese und die Kunst der Sekterzeugung nach der Méthode Traditionnelle erfahren? Dann besuchen Sie die Weinkellerei Szigeti in Gols und nehmen Sie an einer Kellerführung teil!

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SIE SIND ÄLTER ALS 18?
Die Inhalte dieser Seite sind nicht für Personen gedacht, die das in ihrem Land gültige, gesetzliche Alter, um Alkohol zu kaufen oder konsumieren, noch nicht erreicht haben. Danke für Ihr Verständnis!